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Interview: Wie gelingt die digitale Transformation produktiv, insbesondere in der Unternehmenssteuerung?

insightsoftware -
22 Juni 2021

insightsoftware ist ein globaler Anbieter von Reporting-, Analyse- und Performance-Management-Lösungen, mit denen Unternehmen Daten intelligent nutzen und die Prozesse von Finance und Data Teams revolutionieren können.

Im Gespräch mit Harald Frühwacht, Senior Strategist bei insightsofware Deutschland: Was ist dran am neuen Trendthema und worauf sollten Unternehmen sich jetzt einstellen.

Die Digitale Transformation ist ein zentraler Begriff der aktuellen Fachdiskussionen, oft verbunden mit dem besorgtem Hinweis, dass in deutschen Unternehmen eher Skepsis vorherrscht und die verzögerte Aufnahme neuer Technologien ganze Branchen im globalen Wettbewerb zurückwerfen kann.

Die Frage, ob man tatsächlich Entscheidendes verpasst, steht samt warnender Beispiele wie Nokia oder Kodak im Raum. Um hier eine klare Position für das eigene Unternehmen zu finden, sollte dieser Trendbegriff mit Augenmaß beleuchtet werden.

Wie relevant ist das Thema Digitale Transformation wirklich? Was kann die Digitale Transformation tatsächlich leisten? Welche Bedeutung hat sie insbesondere im Bereich der Unternehmenssteuerung? Wie gelingt eine Digitalisierung der Unternehmenssteuerung erfolgreich? Wie „digitalisiert“ man sich als Berater / IT-Anbieter)

Frage 1: Digitale Transformation zwischen Skepsis und Aktivismus?

Die Digitale Transformation ist ein zentraler Begriff der aktuellen Fachdiskussionen, oft verbunden mit dem besorgtem Hinweis, dass in deutschen Unternehmen eher Skepsis vorherrscht und die verzögerte Aufnahme neuer Technologien ganze Branchen im globalen Wettbewerb zurückwerfen kann. Die Warnungen bleiben unerhört. Wie bewerten Sie den Handlungsbedarf und den Status quo beim Thema Digitalisierung? Wird zu wenig oder zu viel mobilisiert, gewarnt, gedroht, …? Welche Gründe für ein Abwarten trotz Warnungen erleben Sie in Ihrer eigenen Erfahrungsumwelt?

Antwort:

Der digitale Wandel ist bereits seit Jahrzehnten im Gange. Und wir alle sind auch schon mittendrin und dabei, sowohl privat als auch im Geschäftsleben – inklusive der oft gescholtenen deutschen Unternehmen, die selbstverständlich längst auf moderne Unternehmenssoftware, mobile Technologien, Embedded Devices, Home-Office-Angebote oder Web-Vertrieb samt ausgeklügelter Online-Vermarktungskonzepte setzen. Diffuse Warnungen, dass die deutsche Wirtschaft von „der Digitalisierung“ überholt werden könnte, sind also nicht angebracht und auch nicht hilfreich. Eine differenziertere Analyse hinsichtlich des Bedarfs im eigenen Unternehmen dagegen ist aus unserer Sicht auf jeden Fall notwendig.

Neueste Untersuchungen und Umfragen bestätigen, dass die Aufmerksamkeit für das Thema in den Unternehmen sogar sehr hoch ist. So ergab eine Studie der Commerzbank zum deutschen Mittelstand, dass eine breite Mehrheit von 86 Prozent der befragten Unternehmer und Manager in der zunehmenden Digitalisierung eine „große Chance“ für den Industriestandort Deutschland sieht. (Komplette Studie „Management im Wandel: Digitaler, effizienter, flexibler!“ unter www.unternehmerperspektiven.de)

Das hohe Interesse an innovativen Technologien, die die Digitalisierung vorantreiben, können wir auch in unserem eigenen Kundenkreis bestätigen. Hinsichtlich der Einführung neuer Technologien in der Unternehmenspraxis verhält man sich aber in Deutschland tatsächlich noch eher abwartend. Die in der Commerzbank-Studie genannten Hemmschwellen liegen vor allem in der Komplexität und Geschwindigkeit der technischen Entwicklung, im hohen Investitionsbedarf, in Datenschutzfragen und im Fehlen verlässlicher Standards. Im hochdynamischen, komplexen IT-Umfeld den Überblick zu behalten, den Markt zu sondieren und die richtigen strategischen IT-Entscheidungen zu treffen, ist also derzeit für das Management wohl eine echte Herausforderung.

Frage 2: Konkrete Technologien und Auswirkungen der Digitalisierung

Digitalisierung ist ein weites Feld. Zudem ist oft nicht klar, was neben der Automatisierung der wirklich strukturverändernde Effekt der Digitalisierung sein kann. Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten digitalen Technologien, was die relevante Veränderung der Wertschöpfung angeht. Was sind die konkreten Konsequenzen auf Produkte/Services, Strukturen, Prozesse und Systeme?

Antwort:

Neue Technologien wie Cloud, Big Data Analytics, soziale Netze oder M2M bzw. Industrie 4.0 wirken sich bahnbrechend aus. Bemerkenswert sind besonders das enorme Innovationstempo sowie völlig neue Synergiepotenziale, mit denen sie den Markt, ja ganze Sozialstrukturen, vorantreiben. Gerade in den letzten fünf Jahren hat die Verknüpfung von Technologien unsere Arbeitsformen und Wertschöpfungsketten erheblich verändert. Neben Effizienzsteigerungen sorgen sie für die enge Vernetzung von Menschen und Maschinen, sammeln, verwalten, geben Zugang zu riesigen, strukturierten wie unstrukturierten Datenmengen und eröffnen komplett neue Geschäftsmodelle mit ebenso neuen mobilen Organisationsstrukturen und Prozessen.

Hier liegt auch der Grund für den echten Paradigmenwechsel, den die genannten Technologien schon heute in der Geschäftswelt eingeleitet haben, und dessen enorme Bedeutung vielleicht noch nicht allen Entscheidern vor Augen steht: Wertschöpfungsketten vernetzen, Produkte individualisieren, neue Vertriebskanäle und Verkaufsmodelle etablieren heißt, vollkommen neue Geschäftspotenziale zu erschließen. Die daraus resultierende Wertschöpfung ist aber Zukunftsmusik und nur schwer kalkulierbar, und wie die Commerzbank-Studie ergeben hat, setzen zwei Drittel der befragten deutschen Mittelständler in ihren wettbewerbsintensiven Märkten nach wie vor an erster Stelle lieber auf die altbekannten, besser berechenbaren Stellhebel Kostenreduktion und Produktivitätssteigerungen.

Cloud-Modelle und vernetzte IT-Landschaften für durchgängige Arbeitsprozesse helfen bei der Erreichung dieser klassischen Ziele. Die fortschreitende Digitalisierung aber ausschließlich auf den Aspekt der Kostenoptimierung und Effizienzsteigerung zu reduzieren, ist jedoch zu kurz gesprungen. Ihr bisher nur ansatzweise gehobenes Potenzial liegt vielmehr in den quasi unbegrenzten Möglichkeiten, neues Geschäft zu generieren. Nimmt man noch die Erkenntnis aus neuesten wissenschaftlichen Untersuchungen hinzu, dass die Erträge aus traditionellen Innovationsansätzen mit der Zeit stark abnehmen werden und Wettbewerbsfähigkeit sich in allen Branchen zunehmend über kreative, kundenorientierte Geschäftsmodelle definieren wird, wird deutlich, dass die Auseinandersetzung mit innovativen Technologien ein Muss für alle Unternehmen ist.

Frage 3: Vorgehen für Digitalisierung, insbesondere Unternehmenssteuerung

Unternehmen fehlt oft vor allem die Orientierung bei der Digitalisierung. Zudem besteht Unsicherheit über das richtige Timing und ein adäquates Vorgehenskonzept. ASAP oder mit Bedacht digitalisieren? Start Small oder Big Bang? Was sind die besten Vorgehensweisen? Und was sind die Chancen, Herausforderungen und Lösungen bei der Unternehmenssteuerung? Wie weit ist man dort mit der Digitalisierung?

Antwort:

Nicht gleich auf jeden Technologie-Zug aufzuspringen, ist mit Sicherheit angebracht. Die zunehmende Digitalisierung ist aber nicht aufzuhalten. Für Unternehmen heißt es, sie zu akzeptieren und in immer schnelleren Technologie- und Marktzyklen proaktiv mit passenden Lösungen voranzugehen.

Bei der Umsetzung scheint angesichts der genannten Herausforderungen wie hohe Komplexität und extreme Entwicklungsdynamik der „Big Bang“ nicht der beste Weg zu sein. Die gegenteilige Reaktion, wegen schwer überschaubarer Entscheidungsgrundlagen in komplette Schockstarre zu verfallen, ist aber ebenfalls keine Lösung. Die Commerzbank-Studie hat hier das Erfolgsgeheimnis der „digitalen Vorreiter“ gelüftet: Diese warten nicht ab, sondern setzen auf Ausprobieren an Einzelstellen. Signifikant häufiger als der Durchschnitt der Unternehmen starten sie Pilotprojekte, analysieren das Potenzial möglicher neuer Produkte, statt sich nur am Marktumfeld zu orientieren, schaffen kreative Freiräume und stellen technische Spezialisten ein.

Auch im Bereich der kennzahlenorientierten Unternehmenssteuerung, also im Aufgaben- und Verantwortungsbereich der CFOs, Accounter und Controller, bringen Cloud & Co. viele neue Möglichkeiten. In zunehmend global agierenden Unter-nehmen steigen die Anforderungen an die Finanzverantwortlichen erheblich. Interne und externe Berichterstattung und Entscheidungsgrundlagen müssen in immer kürzeren Zyklen und im Rahmen anspruchsvoller internationaler, ständig wechselnder legaler Regelungen geliefert werden. Bei meist knapp besetzten Finanzabteilungen gilt es hier, die Chancen zu nutzen, die moderne Software für Financial Performance Management und Business Intelligence bietet.

Bei unseren Kunden erleben wir, dass sie diese Chancen sehr wohl zu schätzen wissen und entsprechend auch an neuen Entwicklungen interessiert sind. Eine Auswirkung bzw. ein Anzeichen dafür: Die Finanzexperten in den Unternehmen und auch in Behörden, unsere üblichen Ansprechpartner, werden immer IT-affiner und wissen heute genau, was sie von einem Steuerungssystem erwarten können. Aus unserer Sicht eine erfreuliche Entwicklung, da wir auf fachanwenderorientierte Systeme, kompetente Anwender und partnerschaftliche Projekte auf Augenhöhe setzen.

Frage 4: Digitalisierung des Beratungs- und Lösungsgeschäfts

Auch Ihre eigene Branche wird von der Digitalisierung getrieben. Wie digital wird Ihre Branche werden? Was tun Sie selbst in diese Richtung?

Antwort:

Als insightsoftware setzen wir auf den digitalen Wandel und stellen unseren Kunden innovative Lösungen bereit, mit prüfendem Blick auf die Nutzenpotenziale neuer Technologien. Eine Service-orientierte Backendarchitektur der gesamten Softwaresuite, die Onpremise-, Cloud- und Hybrid-Cloud-Betrieb ermöglicht, gehört hier ebenso dazu wie mobile Planungslösungen oder Consolidation-as-a-Service-Angebote.

Unsere technische Entwicklung richtet sich dabei eng am Kundenbedarf und den fachlichen Anforderungen von Accounting und Controlling aus. Die enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden, gemeinsame Pilotprojekte mit innovationsstarken und „neugierigen“ Unternehmen wie ElringKlinger, ALPLA oder Wüstenrot Österreich, die direkt aus ihrer konkreten Anforderung heraus neue Lösungen mit uns entwickeln, sind daher eine wichtige Säule unserer Entwicklungsstrategie. Ausprobieren und schauen, was in der Praxis funktioniert, ist also neben den umfassenden strategischen Entwicklungsentscheidungen auch für uns ein zielführender Ansatzpunkt zur Integration neuer Technologien in unser Produkt- und Lösungsportfolio.

Vielen Dank für das Interview!